RB-Rapid (Cupfinale)

2:0 (2:0)

Bei der Rückfahrt mit dem Bus Nummer 5 hatte man den Eindruck, also würde nie ein Cupfinale stattgefunden haben, so als wäre die Stätte, die man gerade verlassen hat eine Art Alesia*), an das man nicht erinnert werden möchte und daher auch nicht mehr darüber spricht. Die Stimmung war überraschend entspannt, man plauderte über den Alltag, nicht mehr über den Fußball.

Das war aber bei den Hinfahrt ganz anders.

Unser Bus war ein bunt durchgemischter Haufen Rapidler. Es waren Mütter mit Kindern dabei, ein Deutscher, die meisten wohl mit Karten für die Fantribüne und wir, mit Karten für die Osttribüne. Und es begann auch ganz zivilisiert, doch alles mitgebrachte Bier wurde schon bei der Hinfahrt ausgetrunken, mit der Folge, dass die Gesänge im Bus an Lautstärke zunahmen und zwar indirekt proportional zum Abstand zu Klagenfurt und entwickelten sich am Südring zu einem kleinen Inferno. Man konnte im Bus erleben, wie der Druck zur Teilnahme am allgemeinen Gesang aufgebaut wird. Alle müssen singen, laut muss es sein. Mitgegangen, mitgesungen.

Busse sollten vor der Zulassung immer eine Fahrt mit Rapid-Fans bestehen müssen. Insbesondere werden die Fenster dabei auf ausreichende Festigkeit geprüft. Auch ein „wer nicht hüpft, der ist ein Bulle“ war einer der Bus-Belastungstests.

Gesungen wurde das gesamte Rapid-Brevier, angereichert durch eine interessante Kreation nach der Melodie von Bella ciao, dem Lied der italienischen Partisanen im Zweiten Weltkrieg. Der sarkastische Rapid-Text: „SK Rapid im Abstiegsplayoff und wir holen den Pokal“. Der Fanblock hat das Lied dann auch im Stadion angestimmt, obwohl wir schon 0:2 im Rückstand waren.

Eine Facebook-Nachricht vom nicht mitgereisten Marcel will auch nicht vergessen werden. Wir sollen uns in Klagenfurt benehmen, sonst schreibt der Boulevard am Montag, die Rapid-Fans hätten den Wörthersee ausgetrunken.

Die Chance des Schwächeren

Das Wichtigste am Fußball ist Chance, die der Schwächere hat. Diese Chance lockt die Massen an. Der Grund, dass eine solche Chance besteht, ist die geringe Anzahl von Toren, die erzielt werden, in Kombination mit der Unplanbarkeit des Geschehens.

Allerdings änderte sich dieser Charakter mit dem zunehmenden Einfluss des Kapitals. Das kann man an den Siegern der Championsleague ablesen, die immer aus dem Kreis derselben Verdächtigen kommen und auch an der Dominanz eines Krösus in einem Ligabetrieb wie zum Beispiel in Frankreich und Österreich (wenn auch hierzulande in kleineren Dimensionen).

Beim Einstieg von RedBull in der Bundesliga hat man den Geldgeber noch mit offenen Armen aufgenommen. Jetzt, nach 14 Jahren RedBull in der Liga könnte sich deren Teilnahme rächen und zwar könnte das Interesse am Fußball generell zurückgehen, weil die Anhänger der anderen Vereine keine Erfolgschancen sehen.

Das Verhältnis der Rapid- und der RB-Fans im Stadion könnte so etwa 10:1 gewesen sein. Würden die Menschen nur wegen des Siegens kommen, dann müsste das Fanverhältnis gerade umgekehrt sein. Das Wichtige am Fußball sind offenbar nicht die Siege am Feld sondern die Freundschaften auf den Rängen, die überhaupt nur durch den Fußball enstehen können. Fußball ist ein Katalysator für Beziehungen zwischen Menschen, die ohne ihn nicht bestehen könnten.

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*) Alesia war der Ort an dem Caesar die gallische Armee unter Vercingetorix belagerte und den gallischen Fürsten gefangen nahm. Und die Gallier verdrängen die Existenz dieses Ortes und sprechen lieber von Gergovia, bei dem die Gallier siegreich waren.


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