Wettskandal, na und?

Der aktuelle Wettskandal sollte Anlass genug sein, sich grundsätzlich zu überlegen, wie solche Manipulationen ablaufen. Das heutige Interview von Minister Darabos, war wiedereinmal von kompletter Unkenntnis der Sachlage geprägt; sinngemäß hat er gemeint, „involvierte Vereine müssten aus dem Spielbetrieb ausgeschlossen werden“; so als ob ein Verein als solcher ein Spiel manipulieren könnte; das können nur einzelne Spieler.

Wir, die Zuschauer, sind enttäuscht, wenn unsere Helden in den Verdacht kommen, dass der Spielverlauf nicht vom Siegeswillen sondern vom Gegenteil geprägt ist und man fragt sich, welche Möglichkeiten der Zuschauer hat, solche Machenschaften auch ohne Kenntnis der Vorwarnsysteme der Wettbüros erkennen zu können.

Was weiß man?

  • man kann gewollt verlieren aber nicht gewollt gewinnen
  • der Täter ist eher in den Reihen des Favoriten zu suchen, der eine Begegnung verliert
  • manipulierte Tore fallen früh
  • gesichert Wissen können wir als Zuschauer nicht, nur Indizien beobachten
  • Schiedsrichter können einen bestimmten Spielausgang begünstigen aber nicht erzwingen

Torfolge in einem Spiel

Fakt ist, dass die Torhäufigkeit im Laufe eines Spiels zunimmt. Am Anfang fallen weniger Tore, am Ende mehr. Der Mittelwert für 15 Minuten beträgt 16.7% der geschossenen Tore. (16.7*6=100%). Bei allen Spielen von Rapid seit 1911 gilt aber folgende Verteilung der Tore pro aufsteigende Viertelstunde: 14%-15%-15%-17%-18%-19%. (http://rapid.iam.at/statistics.aspx?id=goal&id1=statistics15 auf „relativ“ umschalten). Das heißt, dass die Tore eher später fallen als früher.

Will ein einzelner Spieler einem Gegner einen Sieg ermöglichen, noch dazu einem schwächeren Gegner, dann kann er nicht davon ausgehen, dass dieser Gegner Torchancen am laufenden Band haben wird, eher das Gegenteil muss er annehmen. Daher muss ein Tormann oder Verteidiger, der ein Spiel in Richtung einer Niederlage der eigenen Mannschaft manipulieren will, den Gegner bei der allerersten Gelegenheit durchbrechen lassen, da er ja nicht weiß, ob das im Laufe des Spiels überhaupt noch einmal der Fall sein wird.

Theoretisch könnte auch ein Stürmer manipulieren, indem er einen Torschuss absichtlich neben das Tor setzt, doch dadurch hat die gegnerische Mannschaft noch lange nicht gewonnen.

Es sind wenige Spieler involviert: aus Gründen der leichteren Geheimhaltung und wegen der Einnahmenteilung.

Es geht um hohe Gewinne. Diese sind aber nur zu erzielen, wenn die Quoten günstig sind. Tendenziell wird daher der Außenseiter gewinnen, den die Verteidigung des stärkeren Gegners gewinnen lässt.

Indizien für ein manipuliertes Spiel sind daher
  • ein Sieg des Außenseiters; die spielstärkeren Mannschaften sind daher dafür eher anfällig als die spielschwachen.
  • ein Tor bei der ersten sich bietenden Gelegenheit
  • ein Fehler des Tormanns oder eines Verteidigers
  • wenn mehrere Tore fallen, müsste immer derselbe Spieler für das Tor verantwortlich zeichnen
Ein nicht-manipuliertes Tor kann natürlich ebenfalls früh fallen, wie zum Beispiel beim Freistoßtor von Hofmann gestern. Wie gesagt sind das nur Indizien aber keine Beweise.

Motivation 

Ganze Mannschaft beteiligt

Dass Partien mit einem Wunschergebnis möglich sind, wissen wir spätestens seit dem WM-Spiel zwischen Österreich und Deutschland bei der WM in Südamerika, welches 0:1 endete, ein Ergebnis, von dem beide Teams profitierten. Dieses Spiel war mit Sicherheit (und von beiden Mannschaften) manipuliert; man spielte zwar, aber nicht um zu gewinnen, sondern um sich den Aufstiegsplatz zu sichern und ein anderes Land dadurch zu eliminieren. Manipuliert wird, um eine bestimmte Tabellenreihung herbeizuführen. http://de.wikipedia.org/wiki/Nichtangriffspakt_von_Gij%C3%B3n

Ideelle Gründe

Eine Begegnung im Vorjahr zwischen Rapid und Mattersburg ergab einen Außenseitersieg von Mattersburg. Das allein wäre noch nicht überraschend, war das Ergebnis doch für Rapid ohne Bedeutung; es sicherte aber Mattersburg den vorletzten Ligaplatz. Auffällig daran war, dass bei allen drei Toren der Mattersburger der Rapid-Verteidiger Patocka beteiligt war, der noch dazu früher bei Mattersburg gespielt hat. Ein Indiz, kein Beweis. Und wenn es wahr wäre, dann fällt es vermutlich in die Kategorie der ideellen Manipulation – hoffe ich zumindest.

Manipulation mit Bereicherung

Der häufigste Fall aber dürften eben die Wetten sein. Eine Mannschaft ermöglicht einer anderen den Sieg, um Wettgewinne zu ermöglichen; Vorzugsweise die stärkere Mannschaft der schwächeren, wegen der Quoten, versteht sich. Am ehesten in Verdacht geraten der Tormann und die Verteidiger. Am wahrscheinlichsten ist, dass ein, höchstens zwei Spieler beteiligt sind.

Red Bull-Rapid 0:7

Indizien für eine solche Manipulation, aber nicht bei Rapid sondern bei Red Bull beim Spiel Red Bull-Rapid 0:7, da einige Zeit nach dem Spiel über hohe Einsätze auf einen Kantersieg von Red Bull berichtet wurde. Es wurde aber wegen gewisser Mängel bei den Aufzeichnungen zu spät bemerkt, so dass man dem Verdacht nicht nachgegangen ist. Außerdem haben in diesem Jahr viele Spieler RedBull verlassen – wenn ich das richtig in Erinnerung habe. Und sie waren wegen des Geldes dort, nicht wegen eines Meistertitels, wie mir scheint. Man müsste einfach das ganze Spiel ganz genau analysieren und untersuchen, wie die Verteidiger agiert haben, denn als Rapid-Fan schaut man ja nicht unbedingt auf deren Aktionen. Aber auch in diesem Spiel sind die entscheidenden Tore relativ früh gefallen.

Rapid-Famagusta 1:3

Das erste und entscheidende Tor von Famagusta fiel aus dem ersten Schüsschen und der Tormann schien auf dem falschen Fuß zu stehen, jedenfalls hat er sich überhaupt nicht bewegt. Dieses Tor warf Rapid aus der Qualifikation. Ohne diesen Fehler wäre Famagusta nie aufgestiegen. Ein Indiz, nichts weiter. Allerdings müsste man jetzt, im Nachhinein auch das vorangegangene Auswärtsspiel noch einmal analysieren, ob diese dortigen Tore nicht etwa auch vermeidbar gewesen wären.

Von zentraler Bedeutung ist daher der Charakter der Spieler und wie es dem Management gelingt, die Spieler so auszuwählen, und wie es dem Trainer gelingt, den Teamgeist über den persönlichen Egoismus zu stellen. dass sie den Verlockungen des Geldes widerstehen können. Das Betriebsklima ist sicher ein mit entscheidender Faktor.

Eine Mannschaft, die oft gewinnt, wie zuletzt Rapid, ist frei von Manipulationsverdacht. Untersuchen muss man die verlorenen Spiele der Favoriten.

In der laufenden Saison hat Rapid gegen Sturm und Mattersburg verloren, und in beiden Spielen hatte der Schiedsrichter erheblichen Anteil. Weiters wurde als Außenseiter gegen Hamburg gewonnen aber alle Tore waren von großen Zufälligkeiten begleitet ohne sichtbaren Anteil eines Verteidigers oder Tormanns.

Es ist aber auch möglich, dass die Motivatoren in den laufenden Betrügereien ganz anders verlaufen, dass nämlich weniger der Spielausgang als sehr viel schwerer zu analysierenden dynamischen Wettangebote während des Spiels das Manipulationsziel sind. Aber das werden wir in den nächsten Tagen sicher erfahren.

Der Trick mit dem Einschleusen von Spielern ist natürlich eine neuerliche Herausforderung für das Management.

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