Unser Einfluss auf Fußballspiele

Heute, am Samstag hörte ich in Ö1 die „Gedanken zum Tag“ von Manuel Rubey. Er sprach darüber, dass er das Gefühl hatte, dass seine Anwesenheit bei einem Fußballspiel seiner Mannschaft das Ergebnis beeinflussen würde; er hat es aber gleichzeitig als einen irrationalen Gedanken abgetan.

Ich frage mich schon lange, was genau der Grund ist, dass die Menschen in die Stadien pilgern, wo man doch Spiele zu Hause am Fernseher viel einfacher beobachten kann.

Außerdem frage ich mich, was zum Beispiel beim gestrigen Spiel Frankreich-Uruguay passiert wäre, hätte es den Luftballon nicht auf das Spielfeld getrieben und hätte der Schiedsrichter nicht veranlasst, den Luftballon zu entfernen. Aber was auch immer für ein Detail wir aus dem Geschehen herausgreifen: der Spielverlauf wird danach immer ein anderer sein als ohne dieses Detail.

Das betrifft nicht nur den für alle sichtbaren Luftballon, es betrifft auch alle Ereignisse rund um das Geschehen am Platz, die einen Einfluss auf die Handlungen der Akteure am Spielfeld haben können, seien es die Vuvuzelas, ein Aufschrei des Publikums bei einer spannenden Szene, Pfiffe… Natürlich sagen alle Profis, dass sie diese Dinge nicht tangieren aber alle haben Einfluss, denn jede Ballberührung ist nur prinzipiell gewollt, im Detail geht es um Millimeter, die nicht vorhersagbar sind und die auf eine unglaubliche Zahl vorangegangener Zufälligkeiten und deren Verkettung zurückgehen.

In diesem Sinne ist auch die Entscheidung eine Fans, an einem Spiel als Fan teilzunehmen oder es eben nicht zu tun, eine Einflussnahme auf das Geschehen. Natürlich stehen im Endeffekt bei Spielbeginn die beiden Mannschaften in einer Reihe und die Hymnen werden gespielt. Ob allerdings der Ankick von Anelka und der folgende Steilpass zu Ribery (bei der Besprechung wie eine Eröffnung im Schach geplant) so ausfällt wie wir es gesehen haben oder ob sich daraus eine gefährliche Flanke oder gar ein Tor ergibt (was auch immer, es hätte einen ganz anderen Spielverlauf zur Folge gehabt), das „steht bei Spielbeginn in den Sternen“ oder es wird durch eine unübersehbare Folge vorangegangener Zufälle getragen, deren Kette man durchaus bis zu einem einzelnen Fan zurückverfolgen kann.

Bei der beliebten Fernsehsendung „Was gibt es Neues?“ hatte dieses Phänomen des Einflusses von Kleinigkeiten auf die Weltgeschichte den Namen „Cleopatras Nose Theory“, die genau dasselbe besagt: die Weltgeschichte wäre ganz anders verlaufen, wäre die Pharaonin weniger hübsch gewesen.

Schade nur, dass wir nicht wissen, in welcher Richtung wir das Ergebnis mit unserer Teilnahme beeinflussen, denn wiederholen kann man das Experiment ja nicht. Man könnte fast meinen, dass wir zur Vorstellung tendieren, ein Opfer bringen zu müssen, damit unser Wunsch nach einem Sieg in Erfüllung gehen möge. Und das würde bedeuten, dass ein Aufwand unserseits positiv wirkt, etwa in dem Sinn: viele Fans, viel Erfolg.

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