Rapid GmbH & CoKG

Obelix Rapid GMBH & CO.KG

[2015-10-13 11:00]

Ich wäre ein schlechter Fan der Asterix-Folgen I-XXIV, würde ich nicht alle möglichen Ereignisse des Lebens mit den Helden von Uderzo in Zusammenhang bringen. Für sehr viele typisch menschliche Situationen findet sich in den Abenteuern der beiden Helden eine Entsprechung.

Im vorletzten Band XXIII OBELIX GMBH & CO.KG wird demonstriert, wie Geld(gier) Freundschaften zerstören kann und es schließlich doch gut ausgeht, wie es eben in Geschichten zu sein pflegt.

Bei Rapid dürfte aber diese Geschichte kein Happy-End haben. „Wir können keine Ausnahmen machen“ steht auf der Rapid-Homepage. Uns geht es nicht um Ausnahmen sondern um Fairness gegenüber den Fans und die ist bei dem gewählten Zuteilungsverfahren nicht gegeben, weil Gruppen nicht Berücksichtigung finden.

Dass mit dem neuen Stadion, auf das wir uns alle freuen, auch Neue Zeiten auf uns zukommen, war klar. Dass wir, die Südtribnen-Sitzer die eigentlichen Verlierer des Neubaus sind, damit haben wir uns schon abgefunden. Wenn dann aber zum allgegenwärtigen Kommerz auch noch die Unfairness dazukommt, dann wird man zumindest ein bisschen traurig und wütend; so wie Asterix auf seinen Freund Obelix, dessen Blick durch das rasche Geld mit dem Hinkelsteinhandel getrübt ist.

Es geht um das Vorkaufsrecht der Abos im März. Hier wird viel von den Fans verlangt. Viel Geld für gute Plätze. Dass zentrale Plätze teurer sein werden als Randplätze, gut, damit konnte man rechnen. Dass aber langjährige Freundschaften oder auch Fangruppierungen durch die Art der Zuteilung auf eine Zerreißprobe gestellt werden, das ist doch für einen Mitgliederverein eine ziemlich sonderbare Vorgangsweise.

Alle AbonnentInnen werden von Rapid einen Brief bekommen, in dem mitgeteilt wird, wie viele Jahre das jeweilige Abo bei Rapid registriert ist und wann demnach der Abokauftag sein wird. Zum Beispiel:
Jahre Kauftag
10-9  1. Kauftag
 8-7  2. Kauftag
 6-5  3. Kauftag
 4-3  4. Kauftag
 2    5. Kauftag
 0-1  6. Kauftag

Dieses Verfahren ist plausibel sofern es sich um einen Einzelplatz handelt. Es betrifft auch nicht die Abonnenten des BlockWest, denn Stehplätze sind nicht nummeriert und man steht, wo halt Platz ist. Aber Sitzplatzabos sind eine Kaufentscheidung mit ziemlich weitreichenden Folgen und man will ja nicht „allein auf weiter Flur“ sitzen sondern gemeinsam mit der Familie oder mit Freunden.

Beim Übergang ins Happel-Stadion konnten wir unsere Hanappi-Abos auf benachbarte Sitze legen und eine Familie sitzt heute beisammen, manchmal sogar auf besten Plätzen. Bei der Rückkehr nach Hütteldorf wird diese Gruppenbildung auf unliebsame Weise auf eine harte Probe gestellt.

Es geht um die neue Ost, die Vereinigung der bisherigen Süd- und Nordtribünen-Sitzer.
Die Preiskategorien im neuen Stadion.
Es geht um die begehrten Plätze der Kategorie A.
Die Art der Abo-Vergabe wird entweder dazu führen, dass bestehende Gruppen durch die verschieden lange Abo-Vergangenheit zerrissen werden oder, dass diese Gruppe nur einen ziemlich ungünstigen Platz auswählen kann, weil sie nämlich auf jenen Zuteilungs-Termin warten muss, der dam jüngsten Abonnenten entspricht.

Warum ist das unfair?

Rapid-Modell

Rapid betrachtet die Abonnenten als Einzelpersonen und für diese ist nur wichtig, wie lange sie selbst ein Abo besessen haben. Bei Einzelpersonen gibt es kein Problem.

Wir, die Fialas haben fünf Abos aber nur zwei davon laufen über einen längeren Zeitraum, andere (zum Beispiel jenes von meiner Frau) sind erst im Laufe der Jahre dazu gekommen. Unsere Plätze waren bisher benachbart, werden es aber im neuen Stadion wegen der Zuteilungstage nicht sein können.

Wenn wir also zukünftig beisammen sitzen wollen, dann müssen wir jenen Verkaufstag auswählen, der der kürzesten Abolaufzeit entspricht und das ist zwei Jahre für den Platz von Ferdinand, der erst beim Einzug ins Happel-Stadion dazu gekommen ist. Und das, obwohl Florian und ich schon 10 Jahre Abonnenten sind.

Wir empfinden daher das Verfahren als extrem unfair gegenüber Gruppen, die gemeinsam sitzen wollen. Die „Längerdienenden“ müssen auf ihren Bonus gänzlich verzichten, wenn sie mit den Besitzern der kürzeren Abos benachbart sitzen wollen.

Die Rapid-Verkaufsprozedur berücksichtigt nämlich in keiner Weise den Wunsch, dass es Gruppen gibt, die einigermaßen gemeinsam sitzen wollen. Die Aussage, dass man „keine Ausnahme machen könne“ liegt nur daran, dass man ein unfaires Modell, zur Anwendung bringt.

Warum Rapid die Fangruppen und Familien auf eine so gravierende Nagelprobe stellt, verstehe ich nicht ganz, sind doch alle Regeln im Fußball auf Fairness ausgerichtet.

Dieses Rapid-Modell hat für Gruppen folgende mögliche Verhaltensmuster zur Folge.

(1) Das Jeder-für-sich-Modell

Eine Gruppe, die derzeit benachbart sitzt, löst sich auf, jeder kauft an seinem Abo-Einkaufstag. Es erfolgt eine Entsolidarisierung bestehender Gruppierungen.

(2) Das Modell einer Seilschaft

Die Gruppe bleibt beisammen und orientiert sich an dem Teilnehmer mit der kürzesten Abolaufzeit und verzichtet auf die Einkauftsvorteile der längerdienden Abonnenten. (Das entspricht einer alpinen Seilschaft, die sich in der Routenwahl und beim Tempo am schwächsten Teilnehmer orientieren muss.)

(3) Das Verzichtmodell

Man nutzt das Vorkaufsrecht der längeren Abos und verzichtet darauf, die Abos mit kürzeren Laufzeiten zu verlängern und kauft eben bei Bedarf Einzelkarten zu, da man ohnehin nicht gemeinsam sitzen würde. Das wäre in unserem Fall nicht ganz unlogisch, haben wir doch das Abo meiner Frau sehr oft an Freunde weiter verschenkt.

Ich empfinde alle drei Strategien als unbefriedigend. Das letzte, das „Pfeif-Drauf-Modell“ ist auch für Rapid nachteilig.

Welche Wirkung hat das Rapid-Modell auf das Einkaufsverhalten?

Das hängt von dem Grad des Gruppenzusammenhalts ab. Manche Gruppen werden zersplittert und manche Gruppen werden zugunsten des Mitglieds mit der kürzesten Abo-Laufzeit warten.

Wenn alle Gruppierungen das Seilschafts-Modell anwenden, dann gibt es am letzten Einkaufstag ein Einkaufsgedränge, weil alle Gruppierungen auf ihr schwächstes Mitglied gewartet haben. Aber genau das wollte man durch die Zuteilung besonderer Einkaufstage verhindern.

Ich schlage daher statt dem Rapid-Verkaufsmodell ein Modell vor, bei dem der Bonus länger dienender Sitzplatzschweine für eine Gruppe nicht gänzlich verloren geht und nenne es

Das Sparschweinmodell

(1) Einzelner Abonnent

Wir können einen Abonnenten wie einen Einzahler in ein Sparschwein sehen, das bei der Verteilung der neuen Abos ausgeräumt wird. Durch jedes Abojahr vermehrt sich das Sparguthaben und im kommenden März wird das Sparschwein geschlachtet, wobei der angesparte Geldbetrag den Kauftag für das zukünftige Abo im neuen Stadion bestimmt.

(2) Abonnentengruppe

Wenn sich nun mehrere Abonnenten, die eine Gruppe bilden und die im neuen Stadion benachbarte Sitze wollen, um Aboplätze bewerben, nehmen wir an, dass sie alle in dasselbe Sparschwein einzahlen und bei der Auszahlung den verfügbaren Geldbetrag teilen. Das ergibt zwar nicht denn allerersten Einkaufstag, weil die Sparer mit der kürzeren Abozeit weniger zur Füllung beigetragen haben, allerdings ist es aber mehr, weil ja die Langzeitabonnenten das Sparguthaben erhöhen. Damit ergibt sich ein mittlerer Kauftag, bei dem einige verlieren und einige gewinnen, in Summe aber nichts von der Ansparleistung verloren geht.

Wenn also zwei Freunde, die derzeit benachbarte Plätze haben, auch im neuen Stadion nebeneinander sitzen wollen, dann müssen sie beim Rapid-Modell ihr bisheriges Abo gleich lang besessen haben oder der Sitz-Methusalem verzichtet auf seinen Einkaufbonus. Beim Sparschweinmodell addieren sie ihre Abozeiten und teilen durch zwei und das ergibt dann ihren Einkaufstag.

Beispiel 1

Abonnent    10 Jahre
Abonnent     2 Jahre
——————–
Sparschwein 12 Jahre 
Einkaufstag  6 Jahre 

Beispiel 2

Abonnent    10 Jahre
Abonnent    10 Jahre
Abonnent    10 Jahre
Abonnent     5 Jahre
Abonnent     0 Jahre
——————–
Sparschwein 35 Jahre 
Einkaufstag  7 Jahre 

Beispiel 3

Abonnent    10 Jahre
Abonnent     0 Jahre
——————–
Sparschwein 10 Jahre 
Einkaufstag  5.5 Jahre
(hier wird aufgerundet und es werden 6 Jahre gewählt)

Der einzige Einwand, der mir gegen diese Modell einfällt ist der, dass das zu kompliziert wäre. Das möchte ich aber nicht gelten lasse, weil ich die Mitarbeiter des Fancorners als durchaus kompetent einschätze, dass sie den Mittelwert aus einigen ganzen Zahlen bilden können. So viel Kenntnis der Grundrechnungsarten ist bei uns allen gegeben.

Das Sparschweinmodell hat auch den Vorteil, dass auch ganz neue Abonnenten „ins Boot geholt“ werden können, weil ja durch ihre Beteiligung an einer Sitzplatzgruppe die Gruppe durch die Mittelung auf einen Teil ihres Einkaufsbonus verzichtet und dadurch niemanden ein Vorteil genommen wird. 

Ergänzend muss man festhalten, dass das von Rapid gewählte Verfahren weiters nicht berücksichtigt, dass es hinsichtlich der Investition in das früherer Hanappi-Abo durchaus einen erheblichen Preis-Unterschied zwischen Nord- und Südtribüne gegeben hat, der bei der Zuteilung auch gar keine Berücksichtigung findet. Wir haben in unserer kleinen Gruppe diese Möglichkeiten schon im Mai diskutiert und einen Vorschlag verfasst, der alle diese Umstände differenzierter berücksichtigt.  

Es geht auch im „Sparschweinmodell“ nicht darum, Ausnahmen zu machen – wie das auf der Rapid-Homepage geschrieben wird, sondern nur darum, mehr Fairness walten zu lassen und den Zusammenhalt von Gruppen durch das Zuteilungsverfahren nicht zu schwächen.

Quellen

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Wichtiger Nachtrag

[2015-10-13 22:00]

Liebe Freunde dieses Blogs!

Ich erinnere mich an den „Regenerationsabend“ von Roland Düringer, in dem er schildert, dass im Vorzimmer von Alfred Dorfer das Telefon läutet und der ORF ruft an! (Es ging um ein Engagement und war in ihrer damaligen Situation als Kabarett-Newcomer eine wirkliche Sensation)

So ähnlich ging es mir heute nach einem interessanten Arbeitstag. Das Telefon läutete in den Abendstunden und Rapid rief an. Gut, Rapid selbst war es nicht aber Andy Marek war es, der genau das gemacht hat, was er uns bei der Mitgliederversammlung geschildert hat: er war auf der Heimfahrt ins Waldviertel und erledigte dabei Telefonate. Eben auch dieses.

Es ging bei dem Telefonat um den obigen Vorschlag, einer Gruppe von Abonnenten, die im neuen Stadion beisammen sitzen wollen, durch Mittelung der Abo-Jahre einen gemeinsamen Abo-Einkaufstag zu ermöglichen. Bei diesem Vorschlag verzichten einige auf Abozeiten und „schenken“ sie jenen aus ihrer Gruppe, die nicht so viel davon haben. Damit haben alle denselben Einkaufstag und kaufen an einem weniger prominenten Tag ein aber auch nicht unbedingt am letzten; an einem mittleren eben.

Ich muss gestehen, dass ich immer nur eine Gruppe im Auge hatte und ich wollte, dass diese Gruppe beisammen sitzen kann, ohne gleich ganz am Rand zu landen, nur weil ein Gruppenmitglied erst zwei Jahre mit von der Partie ist.

Andy muss aber natürlich aufs Ganze schauen und dabei ergibt sich der Aspekt, den ich bei meiner Mittelung nicht beachtet habe. Durch das „Verschenken“ von Abozeiten an Kurz-Abonnenten innerhalb der Gruppe überholen diese plötzlich andere langjährige Abonnenten.

Am besten zeigt man das an einem Beispiel

LonelyBoy kann auf 6 Abojahre verweisen und will im neuen Stadion einen einzelnen Platz und bekommt seinen Einkaufstag zugewiesen, an dem er sich mit den anderen 6-jährigen um die besten Plätze „duelliert“. (Ein bisschen Anstellen wird es wohl immer geben.)

OldBoy kann auf 10 Abojahre verweisen und will gemeinsam mit YoungGirl sitzen, die aber erst auf 4 Abojahre zurück blickt. Das ergibt nach dem „Sparschweinmodell“ einen Einkaufstag von durchschnittlich 10+4 =14/2=7 Jahren.

Schaut gut aus aber nicht aus der Sicht von LonelyBoy, denn plötzlich hat ihn jemand überholt, nämlich YoungGirl, die normalerweise (ohne die Gruppenbildung) hinter ihm dran gewesen wäre.

Diese unerwartete Ungerechtigkeit des Sparschweinmodells erfordert, dass LonelyBoy mit dieser Sonderbehandlung von Gruppen einverstanden ist oder dass dieser Nachteil auf andere Weise kompensiert wird.

Ein Beispiel aus dem Alltag:

Betrachten wir die Warteschlange an einer Supermarkt-Kassa, alle mit vollen Einkaufskörben. Es kommt jemand mit nur ein oder zwei Artikel und müsste jetzt alle diese Einkäufe abwarten.

Es ist von der Gesamtwartezeit gesehen rationell, wenn er vorgelassen wird.

Natürlich muss er jeden einzelnen in der Schlange fragen. Nach meiner Erfahrung stimmen diesem Wunsch eigentlich alle zu, weil sie erkennen, dass sie selbst nur unwesentlich länger warten müssen und die „Gesamtzufriedenheit“ des Wartesystems verbessert wird, eine Art utilitaristischer Aspekt.

Die Wartenden werden aber kaum zustimmen, wenn auf einmal viele mit nur wenigen Artikeln vorgereiht werden wollen.

In unserem Beispiel könnte LonelyBoy den kleinen Reihungs-Nachteil in Kauf nehmen weil er sieht, dass ja andere auch bereit sind, einen Nachteil für dieses Arrangement für Gruppen in Kauf zu nehmen, denn OlderBoy verzichtet auch auf drei seiner Jahre zugunsten der gemeinsamen Gruppe.

Wenn man wüsste, um welche Größenordnungen von Abonnenten es sich bei den Gruppen handelt, könnte man besser einschätzen, ob man besser das strikte Rapid-Modell oder das gruppenfördernde Sparschweinmodell einsetzt.

Wenn Gruppen eher die Ausnahme bilden, dann ist der Nachteil der Käufer einzelner Abos nicht allzu groß, denn es werden nicht allzu viele Gruppen-Youngster vorgereiht.

Wenn sich aber die Gruppen aber als Mehrheit herausstellen, dann fühlt sich die Minderheit der Einzel-Abo-Käufer tatsächlich „überfahren“ und in diesem Fall müsste man den Einzel-Abo-Käufern wieder Vorteile zurückgeben, indem man sie einfach um einen Einkaufstag vorreiht oder indem man jedes Abo-Jahr auf zwei Abschnitte aufteilt. Im ersten Abschnitt können nur die Einzelkartenkäufer einkaufen und erst danach die Gruppen. Damit wird den Einzel-Karten-Käufern wieder ein gewisser Vorrang eingeräumt, den sie durch die Gruppenbildung teilweise verloren haben.

Eigentlich könnte man den Einzelkarten-Käufern diese Vorreihung immer einräumen, unabhängig davon, ob es viele oder wenige Gruppen gibt.

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Dieses Telefonat mit Andy Marek hat mir gezeigt, dass man sich diese Dinge durchaus überlegt hat und dass man auch sehr diskussionsbereit ist, wenn es um die Fairness bei der Abo-Zuteilung geht, denn ich kann Euch versichern: man will bei Rapid den Abo-Verkauf wirklich für alle optimal gestalten und Andy war dieser Idee nicht grundsätzlich abgeneigt. Vielleicht ist der vorgeschlagene „Gruppeneinkaufstag mit Sparschweinmodell“ ein Ansatz, für diesen Teilaspekt eine Lösung zu finden.

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Aus Kommentaren in Facebook entnehme ich, dass viele andere Gruppierungen genau dieses Problem haben, und vielleicht schaffen wir es gemeinsam, dafür eine gute Lösung zu finden. 

Facebook-Kommentare zum Thema „Abos für Gruppen“



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